Als leidenschaftlicher Sim-Racer versuche ich stets, mein Equipment auf dem neuesten Stand der Technik zu halten. Auf der Suche nach noch mehr Realitätsnähe und neuem Fahrgefühl bin ich daher sofort hellhörig geworden, als Simucube ihre ActivePedal vorgestellt hat. Die Finnen haben mit ihrer neuartigen Pedalerie echtes Neuland betreten und versprechen nicht weniger als eine Revolution für das Sim-Racing. Ich habe mir die ActivePedal zum Testen gesichert – und ich bin schwer beeindruckt!
Warum sind die ActivePedal so besonders?
Die Vorzüge der ActivePedal
- Software-basierte Pedalcharakteristik: Einstellungen schnell verändert und gespeichert
- Hohe Zuverlässigkeit durch Verzicht auf mechanische Bauteile
- Force Feedback über Motor erzeugt extrem realistisches Pedalgefühl
- Vibrationen und Effekte entsprechend der Sim-Telemetrie
- Modulares und erweiterbares System
Die Nachteile der ActivePedal
- Extrem hoher Preis
- Pedalerie ohne Gaspedal und Kupplung kostet auch schon 2.400 Euro
- TrueDrive Software noch nicht ausgereift, Einstellungen komplex
- Installation und Fehlerbehebung erfordern technisches Verständnis
Die ActivePedal von Simucube ist die weltweit erste Pedalerie mit elektrischer Kraftrückführung speziell für Rennsimulatoren. Anders als gewöhnliche Pedale, die ihre Rückmeldung über mechanische Federn und Dämpfungselemente erzeugen, kommt bei der ActivePedal ein Motor zum Einsatz. Dieser übernimmt nicht nur die Simulation des Bremspedalwiderstands, sondern ermöglicht aufgrund der Anbindung an die Telemetriedaten des Rennsimulators auch echte Force-Feedback-Effekte.
Erster Eindruck und Verarbeitungsqualität
Beim Auspacken der ActivePedal macht sich direkt der gewohnt hochwertige Eindruck von Simucube-Produkten bemerkbar. Mit einem Gewicht von stolzen 6 kg ist die Pedaleinheit an sich schon ein wahrer Klotz und hinterlässt keinen Zweifel an der Qualität der verwendeten Materialien. Die Konstruktion besteht vor allem aus gefrästen Aluminiumteilen in Verbindung mit einer präzisen Gewindespindel aus Edelstahl – technisch auf Top-Niveau.
Auch die mitgelieferten Montageteile machen einen sehr hochwertigen Eindruck. Die Pedalerie lässt sich sowohl aufgesetzt auf den Boden als auch auf ein Sim-Rig montieren. In meinem Fall erfolgte die Befestigung an der 80/20-Konstruktion meines selbstgebauten Rigs. Mit den passenden Klemmplatten und Schrauben war dies Gott sei Dank recht simpel. Die Verkabelung gestaltete sich ebenfalls problemlos, dank der deutlichen Markierungen für die Anschlüsse. Sobald die Spannungsversorgung hergestellt und die Verbindung zum Simucube Quick Release über das Ethernet-Kabel hergestellt war, konnte die Konfiguration in der TrueDrive-Software beginnen.
Fahrgefühl und Force Feedback
Bremskraft und Pedalweg individuell einstellbar
Als Erstes ging es an die Anpassung der Bremskraft. Amazing! Hier zeigt die ActivePedal sofort ihre Stärken. Über die TrueDrive-Software lässt sich nicht nur die maximale Kraft auf bis zu 200 kg einstellen, sondern skalierbar über den gesamten Pedalweg. Auf Wunsch ist also beispielsweise bei 50% Pedalweg schon die volle Verzögerung erreicht. Alternativ approximiert man hier das Kennfeld eines Serienfahrzeugs oder eines GT3-Rennwagens.
Auch der mögliche Pedalweg ist frei definierbar. Je nach Gusto kann man also beispielsweise den Druckpunkt weiter oben oder weiter unten wählen. Besonders positiv fiel mir hierbei auf, dass die Einstellungen sämtliche Sofortwirkung zeigen. Hat man erstmal seine ideale Konfiguration gefunden, lässt sich diese zudem abspeichern und später wieder aufrufen. Auf diese Weise kann ich mein Pedalgefühl mit nur einem Mausklick an das jeweils gefahrene Auto anpassen – genial!
ABS, Traction Control und mehr perfekt spürbar
Nachdem Pedalweg und Bremskraft meinen Wünschen entsprachen, ging es ans Feintuning der Force Feedback-Effekte. Was die Motorsteuerung in der ActivePedal hier leistet, sucht seinesgleichen. Gasgeben, Bremsen oder Kuppeln – jede Aktion überträgt die entsprechenden Vibrationen des Motors gekonnt aufs Pedal.
Doch nicht nur die Drehzahlen und Lastwechsel des Motors sind perfekt spürbar. Beim ersten spürbaren Eingreifen der Traction Control unter Last konnte ich es kaum glauben: exakt dieses Zucken und die daraus resultierenden kleinen Drehzahlsprünge beim Beschleunigen werden hier perfekt wiedergegeben.
Gänsehaut feeling hatte ich auch beim ersten stärkeren Tritt auf die Eisen. Mit zunehmendem Druck steigt die Pedalvibration kontinuierlich an, bis bei ausgelöstem ABS das typische Rattern einsetzt.
All dies passiert vollkommen situationsgerecht entsprechend der Fahrzeugtelemetrie. Welche Effekte ich tatsächlich spüren möchte, kann ich einzeln aktivieren oder deaktivieren. Mit der Zeit entwickelt sich so ein unfassbar genaues Gefühl für Haftungsgrenzen. So etwas habe ich in 20 Jahren Sim-Racing noch nicht erlebt!
Sim-Racing-Erlebnis auf neuem Level
Viel mehr Realitätsnähe und neue Kontrollmöglichkeiten
Selbstverständlich war ich gespannt, ob sich das grandiose neue Fahrgefühl auch in besseren Rundenzeiten niederschlagen würde. Auch in dieser Hinsicht gab es tatsächlich eine kleine persönliche Revolution. Die deutlich detailliertere Rückmeldung erlaubt mir, den Grenzbereich noch genauer auszuloten ohne dabei das Auto zu verlieren.
Besonders in langgezogenen Kurven fühle ich den kontinuierlichen Haftungsverlust jetzt sehr viel besser als zuvor. Dies ermöglicht es mir mitunter, noch 2-3 km/h mehr Speed in die Kurve mitzunehmen als zuvor. Im Vergleich zu meinen Bestzeiten mit den alten Pedalen konnte ich hier und da tatsächlich bis zu 0,5 Sekunden rausholen. Natürlich gehen diese Zeitgewinne auch auf die generell erhöhte Immersion zurück. In Verbindung mit einem VR-Headset fühlt sich das Fahren dank der zusätzlichen haptischen Reize fast wie in einem echten Rennauto an.
Ist der enorme Preis gerechtfertigt?
Angesichts der gebotenen Qualität und Innovation bleibt am Ende natürlich noch die Frage nach der Rechtfertigung des enormen Preises. Mit knapp 2.400 Euro für eine einzelne Bremseinheit sowie über 6.000 Euro für ein komplettes Pedalset schraubt Simucube hier an einer Schallmauer.
Rein aus technischer Sicht gibt es an den ActivePedals fast nichts auszusetzen. Haptik, Force Feedback und die schiere Menge an Einstellmöglichkeiten sind tatsächlich einzigartig am Markt. Für extrem ambitionierte Sim-Racer, die eh schon 5-stellige Summen in ihr Equipment investieren, dürften auch die horrenden Preise kein Hindernis sein.
Wem enorme Immersion wichtiger ist als eine Investmentrendite von 2 Zehntelsekunden pro Runde, der kommt auch günstiger zu beeindruckenden Pedalerlebnissen. Insofern bleibt die ActivePedal vorerst ein sehr exklusives Vergnügen mit eingeschränktem Kundenkreis. Ich persönlich würde sie nicht mehr missen wollen!
FAQ: Häufige Fragen zur Simucube ActivePedal
Welche Kompatibilität ist gegeben?
Die ActivePedal ist mit allen gängigen Rennsimulationen kompatibel. Sie wird als separates Eingabegerät erkannt. Alle Effekte basieren auf der Auswertung der Telemetriedaten vom Simulator.
Wie viel Platz benötige ich?
Ein Pedal benötigt inkl. Montageplatte ca. 25 x 40 cm Grundfläche. Für ein komplettes Set sollte man also mit ca. 50 x 75 cm rechnen. Dazu kommt Platz für Verkabelung und Netzteil.
Kann ich die ActivePedals aufrüsten?
Ja! Das System ist modular erweiterbar. So können beispielsweise weitere Pedaleinheiten hinzugefügt werden.
Wie lange hält die Technik?
Da es keine mechanisch verschleißenden Teile gibt, sollte die Lebensdauer quasi unbegrenzt sein. Lediglich der Motor könnte bei sehr intensivem Gebrauch einmal getauscht werden.
Lohnt sich der Kauf für Gelegenheits-Sim-Racer?
Für Einsteiger und Gamer auf Low-Budget-Niveau ist die ActivePedal sicherlich Overkill. Wer maximalen Realismus und ein echtes High-End-Setup sucht, wird aber begeistert sein.