Als leidenschaftlicher Sim-Racing-Enthusiast war ich schon lange auf der Suche nach einem hochwertigen Formel- und GT-Lenkrad, das meine Anforderungen an Verarbeitung, Funktionsumfang und Realismus erfüllt. Mit dem MOZA Racing GS Lenkrad scheint diese Suche nun ein Ende gefunden zu haben.
Einführung und Hintergrundinformationen
MOZA Racing ist eine noch recht junge Marke in der Sim-Racing-Branche, hat sich aber in kürzester Zeit zu einem ernstzunehmenden Akteur entwickelt. Das GS Lenkrad stellt ihr Flaggschiffprodukt und Aushängeschild dar. Es basiert auf einem durchdachten Ökosystem kompatibler Produkte wie der R9 Wheelbasis und integriert sich nahtlos in MOZAs wachsendes Produktportfolio.
Vorteile: • Hervorragendes, durchdachtes Design • Hochwertige Materialien und Verarbeitung • Vielseitige Ausstattung mit zahlreichen Eingabemöglichkeiten • Präzise, definierte Bedienelemente • Perfekte Dimensionen und Gewicht • Hochwertiges, integriertes Quick Release System
Nachteile:
• Schaltanzeigeverzögerung nach Gangwechsel • Alcantara-Griffe erfordern Handschuhe
• Einige Tasten nicht ganz so sensibel • Aufkleberbeschriftung teilweise nicht perfekt ausgerichtet
Design und Funktionen
Das MOZA GS Lenkrad überzeugt auf den ersten Blick mit seiner hochwertigen Optik und den verwendeten Materialien. Das 300 mm breite Lenkrad kombiniert geschickt Alcantara-Griffe aus italienischer Produktion mit einer massiven 3 mm dicken Carbonverkleidung für den Tasten- und Bedienbereich. Der Durchmesser verleiht dem Rad zusammen mit dem stattlichen Gewicht eine authentische Haptik, ganz so wie bei echten Rennlenkrädern. Die Dimensionen vermitteln im Vergleich zu kompakteren 270mm Rädern eine angenehm weite und natürliche Griffposition.
Zweifellos hat sich MOZA vom Design des Fanatec Formula V2.5X inspirieren lassen. Die Anordnung von Tasten, Drehreglern und Griffmulden ist frappierend ähnlich, wobei MOZA noch einige zusätzliche Features spendiert hat. Dazu zählen etwa zwei weitere Drehregler auf der Vorderseite und das Dual-Clutch-System auf der Rückseite. Sämtliche Schaltpaddles bestehen aus demselben 3 mm starken Carbon wie die Radkrone.
Die Materialwahl aus Alcantara, Carbon und Aluminium hinterlässt einen extrem hochwertigen und zugleich sportlichen Eindruck. Lediglich bei den Beschriftungen einiger Drehregler hätte die Qualitätskontrolle besser arbeiten müssen, da die Markierungen teils nicht perfekt ausgerichtet sind.
Bedienelemente und Funktionen
Im Bereich der Interaktionsmöglichkeiten lässt das GS Lenkrad kaum Wünsche offen. Im Mittelpunkt stehen die 10 RGB-beleuchteten Drucktasten, perfekt für Ansicht- und Setupwechsel oder Aktionen wie DRS positioniert. Während die Tastendruckpunkte klar definiert und die Beleuchtung anpassbar ist, könnte die Empfindlichkeit der “S1”-Taste etwas erhöht werden.
Die RGB-Drehzahlanzeige an der Lenkradkrone ist zweigeteilt aufgebaut. Ein langer Leuchtstreifen signalisiert die Drehzahl, während 10 einzelne LEDs die Schaltpunkte anzeigen. Etwas gewöhnungsbedürftig ist die leicht verschwommene Optik der Schaltanzeige aufgrund der diffusen Lichtleiterabdeckung. Praktisch ist jedoch die Möglichkeit, über die Pit House Software die Leuchtgeschwindigkeit der Anzeige an die individuelle Schaltreferenz anzupassen.
Besonders hervorzuheben sind die fünf Drehregler auf der Radkrone. Sie sitzen präzise und vermitteln dank der Klicktechnik ein hochwertiges Gefühl. Zusätzlich lassen sie sich als einzelne Tasten oder stufenlose Regler konfigurieren – sehr praktisch für Rennspiele wie Assetto Corsa. Die beiden ergänzenden Daumenräder mit Tastenfunktion sind perfekt für blitzschnelle Einstellungen wie der Bremskraftverteilung positioniert.
Die Paddles auf der Radunterseite wissen ebenfalls zu überzeugen. Die massiven 3 mm Carbon-Schaltwippen fühlen sich erstklassig und hochwertig an. Besonders gut ist die Option, beigelegte Gummidämpfer zur Geräuschreduzierung anzubringen – ideal für nächtliche Rennsitzungen. Der einzige Wermutstropfen sind die beiden Joysticks. Während ihre Platzierung top ist, lassen die etwas schwammigen Druckpunkte Präzision vermissen.
Eine echte Stärke ist zweifellos das integrierte Quick Release (QR) System. Es ermöglicht den soliden und sicheren Aufbau aus einem Guss, sorgt für ein aufgeräumtes, kabelloses Bild und gewährleistet durch das industrielle Design höchste Langlebigkeit.
Test und Praxiserfahrung
In der Praxis hat mich das GS Lenkrad voll und ganz überzeugt. Der ausgewogene Materialmix aus erstklassigem Carbon, feinstem Alcantara und eloxiertem Aluminium sorgt für ein hochwertiges und dabei sportliches Fahrgefühl, ganz auf dem Niveau eines echten Rennrads. Das Gewicht und die perfekten Maße sind ein Garant für eine natürliche und ermüdungsfreie Griffposition, selbst bei mehrstündigen Renneinsätzen.
Die Force Feedback Umsetzung ist absolut überzeugend. Dank der robusten Verbindung zum QR System werden die Signale der Wheelbasis direkt und unverfälscht übertragen. Das fehlende Kabelsalat trägt ebenfalls zur ungetrübten Wahrnehmung bei. Lediglich die LCD-Anzeige könnte aus meiner Sicht noch etwas kontrastreicher und präziser gestaltet sein.
Aus ergonomischer Sicht lässt das GS keine Wünsche offen. Sämtliche Eingabemöglichkeiten sind intuitiv und gut erreichbar positioniert. Die gummierte Oberfläche der Alcantara-Griffe erhöht zudem den Komfort, ermöglicht aber gleichzeitig eine extrem sichere und rutschfeste Griffigkeit.
Pit House Software
Die Anpassung und Konfiguration des Lenkrads erfolgt größtenteils über die Pit House Software. Diese überzeugt mit einer aufgeräumten und übersichtlichen Benutzeroberfläche und deckt sämtliche Einstellmöglichkeiten ab. Über diverse Reiter lassen sich das Force Feedback, die RGB-LEDs und die Tastenbelegungen individualisieren. Für das Lenkrad an sich sind die Optionen allerdings etwas überschaubar, da man Hauptanpassungen in den Rennsimulationen vornehmen muss.
Vergleich mit Konkurrenzprodukten
Mit einer unverbindlichen Preisempfehlung von 450 € (USA: 500 $) positioniert sich das MOZA GS Lenkrad im Premium-Segment, aber unter Produkten von Cube Controls oder Ascher Racing. Seine unmittelbaren Konkurrenten sind Modelle wie das Fanatec Formula V2.5X (399 €) oder das Thrustmaster SF1000 Lenkrad (329 €).
Gegenüber dem Fanatec hat das GS zweifelsohne mehr Ausstattungsfeatures vorzuweisen, jedoch steht es im direkten Vergleich etwas zu sehr im Schatten seines Vorbilds. Das Thrustmaster hingegen bietet für deutlich weniger Geld zwar eine LCD-Anzeige, kann in Sachen Verarbeitung und Materialwahl aber nicht mit dem MOZA mithalten.
Insgesamt macht das GS eine erstklassige, wenn auch etwas unoriginelle Figur und rechtfertigt mit seinem hervorragenden Gesamtpaket durchaus den Aufpreis gegenüber preisgünstigeren Mitbewerbern.
Kompatibilität
Bislang ist das MOZA GS Lenkrad nur mit den hauseigenen Wheelbasen wie der R9 und R5 kompatibel. Ein Adapter oder alternative Quick Releases für eine plattformübergreifende Nutzung gibt es derzeit nicht. Das ist umso bedauerlicher, da MOZAs begrenztes Basen-Portfolio noch nicht uneingeschränkt überzeugen kann. Externe Pedale oder Schaltgeräte lassen sich hingegen problemlos anschließen.
Eine Konsolenunterstützung ist nicht gegeben, das GS Lenkrad ist aktuell reiner PC-Nutzern vorbehalten. Möchte man auch künftig die volle Leistung des Rades ausschöpfen, bleibt man daher zwangsläufig im MOZA Ökosystem verhaftet.
Fazit: Lohnt sich der Kauf?
Nach ausgiebigen Testfahrten auf diversen Strecken und Fahrzeugen kann ich das MOZA GS Lenkrad uneingeschränkt empfehlen – zumindest für Sim-Racer, die keine Berührungsängste mit MOZAs begrenztem Produktportfolio haben. Für alle anderen, die mehr Flexibilität und Herstellerunabhängigkeit wünschen, gestaltet sich die Kaufentscheidung deutlich schwieriger.
Fakt ist: Das GS überzeugt in sämtlichen Bereichen und lässt kaum Wünsche offen. Die Verarbeitung und Materialauswahl sind tadellos, der Funktionsumfang gigantisch und die ergonomischen Eigenschaften durchdacht bis ins Detail. Technisch-optische Kleinigkeiten wie der Verzug der LCD-Anzeige oder die Qualitätskontrollmängel bei den Skalenbeschriftungen trüben den hervorragenden Gesamteindruck nur unwesentlich.
Sim-Racer, die bereit sind, sich auf das MOZA Ökosystem einzulassen und auch in Zukunft den Premium-Support des Herstellers in Anspruch zu nehmen, machen mit dem GS definitiv nichts falsch. Der direkte Vergleich macht deutlich, dass nur wenige Mitbewerber ein derart ausgewogenes Gesamtpaket bieten. Wer hingegen Wert auf größtmögliche Herstelleroffenheit legt, sollte sich nach Alternativprodukten mit offenem Ökosystem umsehen.
FAQ:
F: Kann ich das MOZA GS Lenkrad auch für andere Simulatoren als die offiziellen MOZA Titel verwenden? A: Ja, das GS Lenkrad ist mit allen gängigen Rennsimulationen wie Assetto Corsa, iRacing, rFactor 2 etc. kompatibel. Die Belegung muss allerdings individuell vorgenommen werden.
F: Ist ein losgelöstes Kabelgedöns wirklich so wichtig?
A: Das kabellose Design ist tatsächlich weit mehr als reine Optik. Das fehlende Kabelsalat sorgt für ein deutlich direkteres Kraftrückgabeerlebnis und ungetrübte Immersion.
F: Brauche ich zwingend Handschuhe für die Alcantara-Griffe? A: Nein, eine zwingende Notwendigkeit besteht nicht. Die hochwertigen Alcantara-Griffe sind aber sehr empfindlich gegen Abnutzung durch Schweiß etc. Mit Handschuhen lässt sich die Lebensdauer klar verlängern.
F: Kann ich das GS Lenkrad auch mit einer Wheelbasis eines anderen Herstellers kombinieren? A: Aufgrund des proprietären QR-Systems ist das GS Lenkrad leider nur mit den MOZA Wheelbasen kompatibel. Ein separater Adapter wird seitens MOZA aktuell nicht angeboten.
F: Lässt sich die Geräuschkulisse der Schaltpaddles noch weiter reduzieren? A: Ja, dank der beiliegenden Gummidämpfer lässt sich die Lautstärke sehr effektiv und stufenlos minimieren, ohne das Schaltgefühl maßgeblich zu beeinflussen.