Als leidenschaftlicher Sim-Racer war ich schon seit Langem auf der Suche nach einer erschwinglichen direkten Lenkradlösung. Als Moza Racing dann die R9 Wheel Base und das GS Lenkrad auf den Markt brachte, war meine Neugier geweckt. Hier sind endlich Produkte, die es direkt mit den beliebten Fanatec Wheelbasen aufnehmen wollen – aber zu einem deutlich günstigeren Preis. Nachdem ich die Moza Teile nun selbst mehrere Monate ausgiebig getestet habe, möchte ich hier meine Erfahrungen teilen.

Vorteile:

• Hohes Drehmoment von 9Nm bei kompakter Größe
• Sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis
• Hochwertige, robuste Verarbeitung
• Übersichtliche, benutzerfreundliche Software
• Detailliertes und präzises Force Feedback

Nachteile:

• Begrenzter Funktionsumfang, noch kein großes Ökosystem
• Bestimmte Kompatibilitätsprobleme zu einzelnen Rennsimulationen
• Analoge Eingaben am Lenkrad mit Abtastproblemen
• Keine Anschlussmöglichkeiten für Pedale etc. an Wheelbase

Erste Eindrücke und Lieferumfang

Verpackung und Unboxing

Schon der Lieferumfang und das Unboxing-Erlebnis der Moza Produkte hinterlassen einen sehr hochwertigen Eindruck. Die Teile werden sicher in robusten Kartons mit viel Polsterung versendet und zusätzlich in einer kleinen Baumwolltasche verpackt. Genau das Präsentationsniveau, das man von einem Premium-Produkt dieser Preisklasse erwartet.

Aufbau und Design

Der erste Blick auf die Moza R9 Wheel Base zeigt ihre überraschend kompakte Größe – deutlich schmaler und kürzer als das Fanatec CSL DD. Das hilft dabei, sie sehr eng am Rig zu platzieren und so mehr Platz für die Monitoraufstellung zu schaffen. Trotzdem ist das Gehäuse aus stabilem Aluminium gefertigt und bringt mit fast 4 kg ein ansehnliches Gewicht auf die Waage.

Besonders elegant wirkt die leicht geschwungene Formgebung der Seiten, wodurch die R9 insgesamt sehr clean und stromlinienförmig aussieht. Die seitlichen MOZA Logos in Weiß und Glanz fallen hier etwas aus dem ansonsten sehr stimmigen Design. Das erhabene, glänzende Logo auf der Rückseite hätte meiner Meinung nach stylischer und eleganter gewirkt.

Erster Eindruck der Verarbeitung

Bei genauerer Betrachtung zeigt sich bereits die sehr gute Qualität der verbauten Komponenten. Die Radnaben-Aufnahme im NRG-Stil ist ein echtes Highlight und lässt sich sicher und komfortabel bedienen. Insgesamt macht die R9 aber einen Tick weniger premium als die Fanatec Basen – was auch am mitgelieferten No-Name-Netzteil liegt.

Das GS Lenkrad hingegen vermittelt mit seiner schicken Carbon-Krone und den tollen Alcantara-Griffen einen direkten High-End-Eindruck. Die Knöpfe, Regler und Schaltwippen sind alle aus Metall gefertigt und sehr hochwertig verarbeitet.

Technische Daten und Features

R9 Wheel Base Spezifikationen

• Kompakte Maße von 240 x 157 x 124 mm
• Trotzdem stattliche 9 Nm Drehmoment
• 180W Motorleistung
• Ausgang für optionales Display und Notaus-Schalter
• Jedoch keine direkten Anschlüsse für Pedale etc.
• 1000Hz USB-Abtastrate für flüssige Rückmeldung

GS Lenkrad Spezifikationen

• Durchmesser von 300 mm
• Carbon-Lenkradkrone und Alcantara-Griffe
• Beleuchtete Tastervielfalt: Drehregler, Daumenrädchen, Kippschalter
• Schaltwippen mit Magnettechnologie
• Digitale Analogsticks und -Pedale

Kompatibilität und Anschlussmöglichkeiten

Hier gibt es leider noch Nachholbedarf bei Moza. Aktuell funktionieren die Geräte nur mit dem PC, eine Konsolenkompatibilität ist zumindest kurzfristig nicht geplant. Und auch mit verschiedenen Rennsimulationen gab es teilweise kleinere Probleme, die ein Nachjustieren der Einstellungen erforderten.

Während F1 2021, Assetto Corsa und Co. problemlos liefen, musste ich für Dirt Rally 2.0 größere Anpassungen vornehmen. Bei Grid Legends gab es wiederum keinerlei Force Feedback, da das Spiel scheinbar nicht voll kompatibel ist.

Zudem lassen sich derzeit keine anderen Lenkräder oder Pedalserien an die R9 Base anschließen. Man ist also vorerst nur auf die Moza Peripherie angewiesen. Dabei umfasst das Ökosystem bislang nur zwei weitere Lenkräder und einen Pedalsatz.

Software und Konfiguration

MOZA Pit House Software

Hier gibt Moza viele Extrapunkte! Die kostenlose Pit House Software zur Konfiguration macht einen sehr aufgeräumten und übersichtlichen Eindruck. Die wichtigsten Einstellungen sind auf den ersten Blick leicht zu finden und trotzdem sehr umfangreich.

Force Feedback Einstellungen

Neben den üblichen Schiebereglern für die Gesamtstärke oder das Dämpfungsverhalten bietet die Software aber noch mehr. So kann man über einen tollen Equalizer-Regler verschiedene Frequenzbereiche des Force Feedbacks individuell verstärken oder abschwächen. Hier lassen sich Straßenunebenheiten, Kurven-Lastwechsel und viele weitere Details feinstem anpassen.

Aber auch für Einsteiger sind komfortable Voreinstellungen beispielsweise für Karting, GT oder Formel-Fahrzeuge vorhanden. Das erleichtert nochmals den Einstieg.

Lenkrad Mapping und Anpassung

Per Drag & Drop ist es sehr einfach die Tasten, Regler und Drehachsen des Lenkrads individuell auf Funktionen der jeweiligen Simulation zu mappen. Meist bin ich aber mit den Vorschlägen der Software gut zurechtgekommen.

Eine sehr coole Funktion ist die RGB-Beleuchtung der Tastenreihen und des Drehzahlbalkens, die ich ganz nach meinen Vorlieben anpassen konnte.

Leider muss ich hier eine kleine Enttäuschung ansprechen: Die Moza Analogsticks und Pedale am Lenkrad werden leider nur digital und nicht analog erkannt. Die Abtastung ist dadurch fehlerbehaftet und für feine Kontrolleingaben ungeeignet. Ein Software-Update seitens Moza wäre hier sehr wünschenswert.

Praxistest auf der Strecke

Force Feedback Qualität

Egal ob ich die sanften, aber detaillierten Unebenheiten der Strecke in Assetto Corsa Competizione, die Lastwechsel im Highspeed-Bereich von F1 2021 oder die rauen Schotterpisten von Dirt Rally nachempfinden wollte – die Moza R9 punktet überall mit sehr feinem und kräftigem Force Feedback. Ich brauchte nur etwa 30 Minuten Eingewöhnungszeit und schon fühlte sich jeder Streckenabschnitt unverwechselbar an.

Die volle Auslastung der 9 Nm Drehmoment ist dabei natürlich eine Wucht und jederzeit noch Reserven vorhanden. In den meisten Situationen reichten mir jedoch schon 70% Kraftübertragung. Dabei verliert das Force Feedback keinerlei Details, bleibt präzise und kraftvoll.

Vergleich zu Fanatec Wheelbasen

Zwangsläufig muss man die Moza Wheelbase mit den aktuellen Fanatec Geräten vergleichen. Und hier schneidet die R9 wirklich sehr gut ab! In Sachen Smoothness und Textur des Force Feedbacks steht sie den Fanatec Produkten in nichts nach. Manche Details wie Lastwechsel spürt man sogar noch eine Spur besser – was sicher auch am höheren Drehmoment liegt.

Lediglich die allerhöchste Feinabstimmung und quasi “letzte Prise Salz” der Force Feedback Signale könnte der CSL DD und GT DD Pro eventuell einen kleinen Vorteil gegenüber der Moza verschaffen. Jedoch nur mit sehr viel Feingefühl wahrnehmbar.

Handhabung des GS Lenkrads

Hier muss ich als begeisterter Sim-Racer ebenfalls ein großes Lob für die Ergonomie des GS Lenkrads aussprechen. Der eher große Durchmesser von 300 mm erlaubt eine tolle Kontrolle, egal ob ich gerade auf einer GT3-Strecke unterwegs bin oder mit einem Formel-Boliden die nächste Apex zentrieren muss.

Was die Moza Krone aber wirklich von anderen Lenkrädern dieser Preisklasse abhebt, sind die fantastischen Bedienelemente! Die Knöpfe und Schalter haben einen unglaublichen Druckpunkt, wie man ihn von hochwertigen Tastaturen kennt. Ein unbeschreiblich gutes Klickgefühl, bei dem man einfach merkt, dass hier keine Kosten gespart wurden.

Viele nette Details, wie die beleuchteten Drehzahlbalken, tragen ebenfalls zum luxuriösen Gesamteindruck bei. Lediglich die sehr lauten magnetischen Schaltwippen fallen hier etwas aus dem Rahmen und könnten nach längeren Sessions zu Ermüdung führen.

Gesamtfazit

Stärken und Schwächen

Unterm Strich bleibt für mich ein ausgesprochen positives Fazit! Die Moza R9 und das GS Lenkrad sind absolute Preis-Leistungs-Kracher im Sim-Racing-Bereich. Die Performance der Wheelbase mit 9Nm Drehmoment ist wirklich sensationell und selbst bei niedrigerer Auslastung fehlt es nicht an Detailtreue und Präzision. Mit der sehr guten Pit House Software lassen sich alle Faktoren komfortabel optimieren.

Das Lenkrad bietet unglaublich hochwertige Bedienelemente mit perfektem Druckpunkt, die richtig Freude bereiten. Lediglich bei den digitalen Analog-Eingaben hapert es etwas. Auch die compakte Wheelbase-Bauform und die cleane, stylische Optik wissen zu gefallen – wenn man vom Massivbaustein-Look der Fanatec Produkte mal absieht.

Aktueller Schwachpunkt sind die fehlenden Anschlussmöglichkeiten und das noch recht kleine Moza-Ökosystem. Man ist aktuell ausschließlich auf Moza-Produkte und PC-Betrieb angewiesen. Positiv ist aber die grundsätzliche Kompatibilität zu den gängigen Rennsimulationen, auch wenn gelegentliche Anpassungen nötig sind.

Preis-Leistungs-Verhältnis

Mit einem offiziellen Preis von $439 für die R9 Wheelbase und $499 für das GS Lenkrad positioniert sich Moza im Premium-Mittelklasse Bereich. Zwar liegen die Preise etwas über denen der direkten Fanatec-Konkurrenz. Aber für das gebotene Leistungsniveau scheint mir das Preisniveau mehr als fair.

Kaufempfehlung für wen?

Sim-Racing-Einsteiger und Gelegenheitspiloten, die ihr Cockpit kostengünstig mit einem hochwertigen direkten Lenkrad ausstatten möchten, werden hier voll auf ihre Kosten kommen! Das Moza-Paket ist auch Fortgeschrittenen zu empfehlen, die sich erstmal in Richtung High-End orientieren wollen – solange man nicht als Profi unterwegs ist.

Wer noch auf ältere Sims wie Dirt Rally 2.0 schwört oder grundsätzlich Wert auf einen größeren Produktumfang und perfekte Plug&Play-Kompatibilität zu allen Simu-Titeln legt, ist vorerst vielleicht noch besser bei den etablierten Fanatec, Thrustmaster und Co. aufgehoben. Aber Moza Racing ist auf einem sehr guten Weg, diese Lücken zeitnah zu schließen!

FAQ:

F: Kann ich andere Lenkräder und Pedale an die R9 Wheelbase anschließen? A: Aktuell ist die R9 nur mit den Moza Produkten kompatibel. Die Anbindung von Drittanbieter-Zubehör ist zumindest vorerst nicht möglich.

F: Lassen sich die RGB-Beleuchtungen am Lenkrad individuell anpassen? A: Ja, über die Pit House Software können Sie Farben und Effekte der Tastenbeleuchtung und des Drehzahlbalkens ganz nach Ihren Wünschen konfigurieren.

F: Ist die Moza R9 auch mit Konsolen kompatibel? A: Nein, der PC ist aktuell die einzige unterstützte Plattform. Konsolen-Kompatibilität ist vorerst nicht geplant.

F: Was ist mit dem Lieferumfang enthalten? A: Die R9 Wheelbase und das GS Lenkrad werden jeweils separat verkauft inkl. aller nötigen Kabel. Befestigungsschrauben für die Lenkradmontage liegen bei.

F: Sind die Pit House Software und Firmware-Updates kostenlos? A: Ja, die Software-Suite und potenzielle künftige Updates für Moza Produkte sind für Käufer zu 100% kostenfrei.